Nothing will be archived oder Die Herrin der Welt

Ausgangspunkt von Nothing will be archived oder Die Herrin der Welt ist die vergessene Filmstadt Woltersdorf. Hier realisierte der Regisseur und Produzent Joe May im Jahr 1920 u. a. die achtteilige Monumentalfilm-Reihe Die Herrin der Welt, die bis dato teuerste deutsche Filmproduktion und eines der ersten großen Serials – ein Genre, das das Kino bis heute prägt. In den Überresten der Filmstadt liegen Sedimente deutscher Geschichte über- und nebeneinander: Aus ihnen lässt sich Kolonialgeschichte genauso lesen wie die Geschichte der Weimarer Republik und des aufziehenden Nationalsozialismus, der Joe May schließlich zwang Deutschland zu verlassen. Die Schichten überlagern und überschreiben sich durch die verschiedenen politischen Systeme immer und immer wieder.

In einer unmöglichen filmischen Recherche in der Peripherie Berlins suchen Johannes Müller, Philine Rinnert und Filmemacher Manuel Kinzer nach den Überresten dieser untergegangenen Kino-Geschichte und setzen sie in einen Kontext mit anderen Berlin-nahen Schauplätzen inszenierten (politischen) Spektakels. In Zusammenarbeit mit Komponist Paul Frick – Mitglied der Techno-Formation Brandt Brauer Frick – und mit einem Ensemble aus Performer*innen und Instrumentalist*innen verknüpfen sie das entstehende Bildmaterial zu einem Stummfilm-Theater über die abgespielten Kulissen deutscher Geschichte. Sind die Relikte, die wir sehen und hören, wirklich vergangen?

mit Hauke Heumann, Steve Stymest
und Sarai Cole, Cian McConn, Jill Emerson, Neo Hülcker, Sabrina Ma, Shlomi Moto Wagner, Witch’n’Monk

Konzept und Regie: Johannes Müller/Philine Rinnert
Kamera und Schnitt: Manuel Kinzer
Ausstattung: Philine Rinnert

Komposition: Paul Frick unter Verwendung von Sounds von Witch’n’Monk und Sabrina Ma Dolmetscherin: Stella Papantonatos Übersetzung historische Texte und Outside Eye: Jan Kress Zusätzliche Übersetzungen: Caterina Macht Tonmeister: Henry Burgos, Kamera-Assistenz: Jorge Trujillo Gil Produktionsleitung: ehrliche Arbeit - freies Kulturbüro

Dank an Daniel Heer, Julia Riedel/Gerrit Thiess/Lisa Roth (Deutsche Kinemathek Berlin), Erika Wottrich (CineGraph, Hamburg), Marie Herold (Bundesarchiv), Erhard Schulz (Heimatforscher), Lucien Obst (Museumspark Rüdersdorf), filmgestalten

Eine Produktion von Johannes Müller / Philine Rinnert in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE. Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und dem Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.